Thema Intimpilze

Intimpilze sind keine Geschlechtskrankheit. Sie sind in kleiner Zahl immer vorhanden, doch hält das Immunsystem sie in Schach. Erst, wenn es geschwächt ist, vermehren sie sich und verursachen Beschwerden.
Meistens beginnt eine Pilzinfektion ganz harmlos mit leichtem Jucken an der Scheide oder Eichel. Kurz darauf röten sich die Schleimhäute, es entstehen nässende Bläschen oder Pusteln. Bei Frauen kommt es zu unangenehm riechendem Ausfluss. Die Intiminfektion ist hoch ansteckend. Durch sexuellen Kontakt überträgt man die Erreger sehr schnell. Obwohl die Behandlung der Pilzinfektion an sich nicht problematisch ist, kann sie sich lange hinziehen, wenn zwei Partner sich immer wieder gegenseitig anstecken.

Anatomie: Männliche und weibliche Geschlechtsorgane
Äußere Geschlechtsorgane der Frau:
Zu den äußeren Geschlechtsorganen der Frau gehören: die Schamlippen (Labien), der Kitzler (Klitoris), die Austrittsöffnung der Harnröhre und die Scheide. Jede Frau hat normalerweise etwas Ausfluss in der Scheide. Er entsteht durch Zellen, die Schleim bilden, um die Schleimhaut der Scheide vor dem Austrocknen zu bewahren. Im sauren Milieu der Scheide wachsen körpereigene Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien), die einen natürlichen Schutz vor eindringenden Krankheitserregern bilden. Der Ausfluss ist normalerweise klar bis milchig weiß und geruchlos. Dieser natürliche Ausfluss unterliegt leichten Schwankungen innerhalb des Monatszyklus und hat keinen Krankheitswert.

Äußere Geschlechtsorgane des Mannes:
Zu den äußeren Geschlechtsorganen des Mannes zählen: der Penis mit der Austrittsöffnung der Harnröhre, die an der Spitze der Eichel sitzt und der Hodensack (Skrotum). Die Vorhaut schützt die Schleimhaut vor dem Austrocknen. Drüsen in der Nähe der Vorhaut produzieren eine weißgelbliche Masse. Diese talgige Masse (Smegma) besteht aus Talgdrüsensekret und abgestoßenen Hautzellen der Eichel. Daher ist es unerlässlich, regelmäßig beim Duschen die Vorhaut zurückzuziehen und den Bereich unter der Vorhaut zu reinigen. Wer dies nicht tut, unterliegt dem vielfach höheren Risiko an Peniskrebs zu erkranken als Männer, die sich regelmäßig reinigen oder beschnitten sind. Viele Volksgruppen beschneiden aus religiöser Vorgabe oder Tradition die Vorhaut.

Symptome: Mit Juckreiz fängt es an
Beim Mann:
Meist macht sich ein leichtes Jucken an der Eichel bemerkbar. Gleichzeitig beginnt sie sich zu röten. Später bilden sich dort kleine, rote Flecken, die immer größer werden und sich von der Schleimhaut abgrenzen. Zusätzlich können kleine, nässende Bläschen und Pusteln auftreten. Beim Geschlechtsverkehr ist ein brennendes und schmerzendes Gefühl vorhanden. Wenn die Harnröhre befallen ist, bildet sich ein klarer bis weißer Ausfluss, der vor allem morgens deutlich zu sehen ist.

Bei der Frau:
Juckreiz im Bereich der Schamlippen (eventuell auch am Damm und After). Die Schamlippen sind gerötet und schwellen an. Der Ausfluss wird deutlich mehr, er ist nicht mehr geruchlos, sondern übel riechend. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr treten auf. Später brennt es beim Wasserlassen. Auslöser hierfür ist eine Harnwegsinfektion und/oder Blasenentzündung, zu der Frauen eher neigen als Männer. Die Harnröhre mündet nämlich direkt am Ort der Entzündung/Infektion, und die Krankheitserreger können leicht bis zur Blase aufsteigen.

Erreger: Die Auslöser der Infektion
Häufigste Verursacher sind die Candida-Pilze. Candida ist ein Hefepilz, von dem bisher zirka 2.000 Arten bekannt sind. Der wichtigste dieser Art, weil am meisten verbreitet und oft Auslöser von Krankheiten: Candida albicans. Viele dieser Pilze finden wir als natürlich vorkommende Bewohner unseres Körpers. Nur wenige von ihnen können uns wirklich gefährlich werden. Candida-Pilze mögen es feucht und warm.

Abwehr: Häufig geschwächt im Intimbereich
Frauen sind stärker betroffen als Männer, was sich anhand der Anatomie und der bevorzugten Lebensräume der Pilze erklären lässt. Stress, Schlafmangel, unausgewogene Ernährung (der Volksmund sagt: Pilze lieben Zucker!), Genussgifte wie Alkohol oder Nikotin, setzen nicht nur die Abwehrkräfte des gesamten Körpers herab, sondern schwächen auch die Abwehrkraft der Scheiden- und Penisschleimhaut. Besteht schon eine andere Erkrankung, z. B. eine starke Erkältung oder eine Infektion, ist das Immunsystem geschwächt und kann sich gegen eindringende Pilze nicht mehr wehren.
Auch die heute sehr weit verbreitete Antibiotika-Therapie schädigt die natürliche Keimflora von Haut und Schleimhäuten, weil sie auch nützliche Abwehrbakterien zerstört. Das hat zur Folge, dass unerwünschte Eindringlinge wie Pilze die Oberhand gewinnen können. Aber auch die weiblichen Hormone beeinflussen die Schleimhäute und das Immunsystem. So begünstigen zum Beispiel die Hormonumstellung im Zyklus und bei einer eingetretenen Schwangerschaft sowie die Einnahme der Antibabypille die Entstehung von Scheidenpilzinfektionen.

Ursachen: Was Pilzinfektionen begünstigt
Frauenärzte, Hautärzte und Urologen berichten in den letzten Jahren über eine deutliche Zunahme von Pilzinfektionen im Intimbereich.

Dafür gibt es viele Gründe:
• Enge Kleidung und Unterwäsche überwiegend aus Kunstfasern.
• Häufiges Duschen oder Waschen aufgrund des gestiegenen Hygienebewusstseins.
• Benutzung von Tampons.
• Veränderte Ernährungsgewohnheiten.
• Hormonelle Empfängnisverhütung (z. B. Antibabypille).
• Verändertes Sexualverhalten und veränderte Sexualpraktiken.
• Stress oder psychische Belastungen.
• Breiter Einsatz von Antibiotika.
• Bestehende Krankheiten, die eine Pilzinfektion begünstigen (z. B. Diabetes mellitus = Zuckerkrankheit).

Kleidung: Kochfest statt pflegeleicht
Wenn Sie an einer Infektion mit Pilzen im Intimbereich leiden, tragen Sie nur kochfeste Unterwäsche aus Baumwolle. Slips, Unterhosen, Strumpfhosen aus Kunstfasern, die zudem eng anliegen, fördern das Schwitzen und geben den Pilzen dadurch ideale Lebensbedingungen. Pilze werden erst bei einer Temperatur über 70° Celsius zuverlässig abgetötet.

Milieustudie: Pilze mögen es feucht und warm
Hefepilze (Candida) benötigen zu ihrer Vermehrung Zucker, Wärme und Feuchtigkeit. Sie erzeugen durch ihren Stoffwechsel Säure und Toxine (Gifte). Der Grad der Wärme und Feuchtigkeit des Intimbereichs, der Übersäuerung sowie der Gehalt an Fäulnisstoffen (Gifte, Zerfallsprodukte von absterbenden Zellen und Pilzen) bestimmen die Aggressivität des Wachstums von Pilzen. Sie werden sich jetzt fragen, wie der Zucker an die Schleimhäute kommt. Schleimhäute sind sehr gut durchblutet. Da der Zucker auch über das Blut transportiert wird, gelangt er so zu den Schleimhäuten.

Intimhygiene: Zu viel ist schädlich
Verständlich, dass man im Intimbereich sauber sein möchte. Doch leicht kann man hier des Guten zu viel tun. Zu häufiges Waschen mit aggressiven Reinigern zerstört den schützenden Säuremantel der Haut. Dann haben Krankheitserreger ein leichtes Spiel. Merke: Es reicht vollkommen aus, ein- bis zweimal täglich den Genitalbereich mit klarem, lauwarmem Wasser zu waschen. Verwenden Sie zum Waschen nur eine milde, neutrale Waschlotion. Feuchte Waschlappen sind ein Reservoir für Krankheitserreger. Nach dem Waschen gründlich abtrocknen - Pilze lieben es feucht und warm! Richtige Hygiene ist daher unerlässlich. Da auch im Darm immer Pilze vorkommen, sollte stets von vorne nach hinten geputzt und gewaschen werden, um eine Verschleppung vom After aus zu vermeiden!

Schädlich sind außerdem: • Intimlotionen, Feuchttücher und normale Seife (Allergiegefahr, Hautreizungen).
• Scheidenspülungen (zerstören die natürliche Scheidenflora).
• Slipeinlagen mit einer Plastikfolie.

Therapie: Den Pilz aushungern
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten. Gewissheit bringt erst die ärztliche Untersuchung. Bei den beschriebenen Krankheitszeichen sollte also immer der Arzt aufgesucht werden. Wer aus Schamgefühl den Arztbesuch hinauszögert, verstärkt die Infektion und verlängert nur die Zeit bis zur Heilung! Der Arzt wird nach einer gründlichen Untersuchung - und gegebenenfalls einem Abstrich - dem Patienten eine Pilzcreme verordnen. Sie wird auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Zusätzlich bekommen die Frauen Scheidenzäpfchen (beinhalten natürliche Döderlein-Bakterien). Döderlein-Bakterien bauen die Scheidenflora wieder auf. Während der Behandlung soll man auf Geschlechtsverkehr verzichten.

Merke: Der Partner muss immer mitbehandelt werden, damit es nicht zum Pingpong-Effekt kommt, bei dem sich beide immer wieder gegenseitig anstecken! Selbst wenn heute in der Apotheke die gängigen Pilzmittel ohne Rezept erhältlich sind, ist von einer Selbstbehandlung dringend abzuraten. Für einen Laien ist es schwer, die richtige Diagnose zu stellen, da sich neben den Pilzen noch weitere Krankheitserreger angesiedelt haben können.

Merke: Ein Arzt sollte immer aufgesucht werden. Vor allem dann, wenn Sie mehr als viermal im Jahr an einem Intimpilz erkranken. Oder aber, wenn Sie unter 18 Jahre alt sind. Für schwangere Frauen ist der Arztbesuch bei einer Pilzerkrankung ein Muss!

Vorbeugung: Erneuten Befall verhindern
• Bei Frauen muss der Hormonhaushalt untersucht werden, vor allem in und nach den Wechseljahren. Eventuell muss die Antibabypille abgesetzt oder gewechselt werden.
• Sich vom Arzt genauestens durchchecken lassen, um eine Zuckerkrankheit, einen chronischen Infektionsherd, Eisenmangel oder einen Schaden an der Immunabwehr auszuschließen.
• Eine Pilzinfektion des Darmes sollte ausgeschlossen werden.
• Eine Immunstimulation durch den Arzt kann die körpereigene Abwehr kräftigen.
• Die Lebensführung sollte verbessert werden, um das Immunsystem zu stärken. Stress abbauen und ausreichend schlafen! Durch regelmäßige Bewegung und Sport werden Durchblutung und Sauerstoffversorgung gefördert. Eine gesunde Ernährung (Antipilzdiät) sollte zum festen Bestandteil des Lebens gehören. Verzichten Sie auf Alkohol, Nikotin und Zucker. Nehmen Sie ausreichend Ballaststoffe zu sich.

Weiterhelfende Literatur: Genitale Hautkrankheiten. Krause Walter; Effendy Isaak; Enke Verlag, 1998; ISBN 34322500320.
Batrafen. Das große Buch der Pilzinfektionen. Krause Heinrich; Ulbricht Horst; Schlüter Verlag, 2000; ISBN387706583X.

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