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Luststeigernde Keuschheit


Liest man das Wort Keuschheitsgürtel, denkt man hierzulande an Burgfräulein mit langem Schleier, Ritter und Kriegsgemetzel. Die Tradition dieses äußeren Hilfsmittels, um die Jungfräulichkeit bzw. die Enthaltsamkeit der Frau zu garantieren, hat bei uns seit Langem ausgedient. In anderen Ländern der Welt lebt sie jedoch gerade wieder auf, wenn auch in verändertem Kontext. In Indonesien zum Beispiel sind Masseurinnen verpflichtet, Keuschheitsgürtel zu tragen, während sie einen Kunden bedienen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Geschlechtsverkehr stattfindet, um den klassischen Massagesalons wieder zu jenem einwandfreien Ruf zu verhelfen, der ihnen irgendwann abhandengekommen ist. Denn Massage und Sex gingen in den letzten Jahren in Indonesien Hand in Hand. Keuschheitsgürtel findet man heute in jedem Sexshop – aus Leder, Kunststoff und – ganz edel – aus Stahl. Vor allem in der BDSM-Szene sind sie sehr beliebt. Männer zeigen dadurch ihre Macht über die Partnerin, kontrollieren sozusagen ihre Lust – genau wie in früheren Zeiten, hier jedoch in gegenseitigem Einverständnis und eher auf spielerische Art.


Manche Frauen finden es erotisch, einen Keuschheitsgürtel unter ihrer Kleidung zu tragen, der ja immer auch ein Versprechen bedeutet: das Versprechen nämlich, dass der Gürtel irgendwann abgenommen wird und leidenschaftlicher Sex folgt, der für jede Minute des Wartens entschädigt. Die wahre Erotik liegt nicht darin, bei den ersten Anzeichen der Lust sofort übereinander herzufallen. Abzuwarten, den richten Zeitpunkt anzuvisieren und sich dann mit aller Intensität dem Partner zu widmen – dies ist die eigentliche Kunst eines jeden sexuell intelligenten Menschen. Experimente mit Keuschheitsgürteln können dazu beitragen, der allgemeinen Hektik, die leider von unserem Alltagsleben auch auf unsere Sexualität übergreift, Herr zu werden.


 

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