Sound of Love

Musik zum Sex? Na klar. Doch Vorsicht: Nicht jeder Song ist im Schlafzimmer ein Hit! Innige Umarmungen, zärtliche Küsse, heiße Berührungen – alles scheint auf dem besten Weg. Doch plötzlich verlässt er das Bett und kehrt erst eine Minute später mit einem feierlichen Gesichtsausdruck wieder zurück:
Aus dem Boxen erklingen die ersten Töne von Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“. Ihren „Oh-mein-Gott“-Blick begegnet er mit seinem „Was-hast-du-denn“-Blick, nicht ahnend, dass er sie mit seiner Musikauswahl so eben von einem heißen Erotikstreifen in einen Bier-Werbespot versetzt hat, dessen Produzenten sich ebenfalls für Strauss‘ Klassiker entschieden haben, um die (Bier-)Lust zu steigern. Schon ist aus der heißen Nummer eine Lachnummer geworden. So etwas passiert. Denn Musik zum Sex ist weit verbreitet. Besonders die klassischen Komponisten haben schon so manchen Hit fürs Bett produziert.
Klassik-Hits
Beethovens Fünfte wird nicht nur gerne aufgelegt, um musikalische Höhepunkte einzuleiten. Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ oder auch Verdis „Aida“ sind echte Klassiker der Lust. Auch Ravels „Bolero“ gilt, seitdem sich Bo Derek in „Zehn – Die Traumfrau“ dazu rhythmisch vergnügte, als echtes Stimulations-Wunder. Aber Vorsicht: Nicht für alle! Denn ob eine bestimmte Musik, Lustbringer oder Lustkiller ist, hängt von Stimmung, Situation und nicht zuletzt von dem ab, der sie auflegt. Was einen vor einer Woche noch in exstatische Höhen getrieben hat, kann einem heute einfach nur lächerlich vorkommen. Was beim einen eine Aufforderung für den heißesten Tango aller Zeiten war, wird beim anderen zur Einladung zum mechanischen Roboter-Tanz.
Von Techno bis Pop
Inzwischen gibt es fast schon eine Best-Of-Auswahl für‘s Bett. Soll es wild und hemmungslos werden, greifen viele zu einem Mittel, mit denen DJs auch die Leute in den Clubs zum Tanzen bringen: zu Techno, Trance und House-Musik. Der Rhythmus ist unkompliziert, geht sofort ins Blut. Dazu hat Elektromusik den Vorteil: Sie legt keine bestimmte Stimmung fest und ist dadurch emotional unverbindlicher. Ebenso unverbindlich dazu noch mit einigen wunderbar relaxten Passagen zum Kuscheln ausgestattet, sind Lounge- oder Chillout-CDs. Muss die Sache erst ein bisschen ins Rollen gebracht werden, kommt man an den Verführungskünsten von sexy Soulbarden wie Marvin Gaye, Al Green oder Barry White nicht vorbei. Nicht wenige schwören auf die sonnig-relaxte Wirkung von Reggae-Musik. Die meisten jedoch bevorzugen aktuelle oder klassische Pop-Hits – von Sade bis Nelly. Letzterer schuf mit „My Place“ sogar eine echte Beischlaf Hymne und befand über sein Album „Suit“: „Im Schlafzimmer ist es gut aufgehoben.“
Misstöne
Natürlich ist Musik nur „Begleitung“ und damit eigentlich eine Nebensache. Dennoch kann Musik im Schlafzimmer ähnlich irritierend wie ein Spiegel über dem Bett oder abgetragene Unterwäsche sein. Dann, wenn Texte urkomisch, traurig oder einfach unpassend sind. Wenn Texte z.B. eine bestimmte Erinnerung auslösen: an eine bestimmte Begegnung oder einen bestimmten Menschen – im schlimmsten Fall an den oder die Ex. Und auch die Technik kann einem einen Streich spielen: Kaum etwas ist störender als eine CD, die hängen bleibt. Kaum etwas ist merkwürdiger, als wenn die Musik plötzlich verstummt, weil die CD zu Ende ist - beides lässt sich durch einen gut programmierten MP3-Player vermeiden. Wer keinen Player hat oder wem das alles zu viel Stress bedeutet, der sollte vielleicht ganz einfach die Stille genießen. Wie die meisten übrigens. Laut einer Forsa-Studie zählt das Schlafzimmer ohnehin nicht zu den beliebtesten Orten zum Musikhören: nur 18 Prozent der Befragten halten Musik beim Sex für wichtig. Am liebsten hört man Musik – wie sollte es in Österreich sein – beim Autofahren. Darin waren sich immerhin 89 Prozent der Befragten einig.